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Adaptivitätselement

Adaptivität

Einführung in adaptives Lernen

Zunächst stellt sich die Frage, warum Adaptivität beziehungsweise das adaptive Lernen im Bereich der Didaktik relevant ist. Bloom (1971) ist als einer der ersten Bildungsforscher im Bereich des adaptiven Lernens zu nennen. Er zeigte auf, dass personalisiertes und differenziertes Lernen die Leistungsunterschiede zwischen Lernenden reduzieren kann. Dafür entwickelte er eine Lehrstrategie, bei der Inhalte in Einheiten präsentiert und durch formative Bewertungen begleitet werden. Das Feedback aus diesen Bewertungen zeigt, ob und welche Korrekturen im Unterricht notwendig sind, die dann umgesetzt werden, um Wissenslücken zu schließen. Mit dieser Methode kam Bloom (1984) zu dem Ergebnis, dass individuelle Lehre („one to one teaching“) aufgrund der Möglichkeit auf den Fortschritt und die Bedürfnisse der einzelnen Lernenden einzugehen, Vorteile gegenüber herkömmlicher Lehre („one size fits all“) bietet. Im aktuellen Diskurs wird adaptives Lernen als aufstrebende pädagogische und technologische Innovation im Hochschulbereich angesehen (New Media Consortium, 2018). Martin et al. (2020) sprechen dem adaptiven Lernen auch mehrere bildungsbezogene Nutzen zu, die Hattie (2008) herauskristallisiert hat, wie z.B. Akzeleration, Förderunterricht und sofortige Rückmeldungen.

Adaptivität in AdLer

In AdLer sollen individuelle Empfehlungen für alle Lernenden bereitgestellt werden, um ihren Lernprozess zu unterstützen. Dies umfasst auch Rückmeldungen, die den Lernenden helfen, ihren eigenen Lernfortschritt zu verstehen und zu verbessern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einbezug des Vorwissens der Lernenden. Durch die Berücksichtigung ihres bereits vorhandenen Wissens können Lerninhalte besser an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst werden.

Die Umsetzung von Adaptivität in AdLer soll deswegen u.a. anhand der Datenerhebungsmöglichkeit „Modellierung von Wissensstand auf Basis von Testperformanz“ erfolgen.

Der folgende Abschnitt konzentriert sich auf den Aspekt der Testperformanz und dessen Umsetzung in AdLer.

Unterstützung individueller Kompetenzentwicklung - Adaptivitätselement

Bedeutung des Wissenstands

Das AdLer-System misst mit Hilfe des Adaptivitätselements (ADAPE) den Wissensstand der Lernenden. Dies geschieht, indem das ADAPE für die Single-/Multiple-Choice misst, ob eine Frage falsch oder richtig beantwortet wurde.

Der Wissensstand wird als zentraler und oftmals einziger modellierter Aspekt in der Umsetzung von Adaptivität beleuchtet. Dieser kann mithilfe der Technik der adaptiven Inhaltspräsentation berücksichtigt werden. Sie beinhaltet die Idee von unterschiedlichen Darstellungsvarianten des gleichen Inhalts abhängig von den zugrunde gelegten Daten der individuellen Lernenden. Häufig erfolgt die Anpassung der Präsentation des Inhalts simultan mit der Adaption des konkreten Inhalts, es besteht allerdings keine direkte Abhängigkeit. Typische Vorgehensweise sind z.B. das Einblenden, Verbergen oder Sortieren von Inhalt (Bauer, 2021). Diese Techniken sind im Kontext des Lernens besonders effektiv, um die Anpassung an den Wissensstand zu ermöglichen, indem beispielsweise erforderliches Vorwissen oder zusätzliche Erklärungen zur Verfügung gestellt werden können. Dadurch ist es letztendlich möglich, Inhalte in verschiedenen Schwierigkeitsstufen anzubieten und sie für unterschiedliche Zielgruppen zugänglich zu machen (De-Bra, 2008). Weiterentwickelte Strategien zur Anpassung von Inhalten umfassen die Auswahl einer passenden Teilmenge des Domänenmodells, die basierend auf dem aktuellen Kontext und vorhandenen Informationen über den Lernenden als relevant identifiziert wird (Bauer, 2021).

Arten des individuellen Lernens

Das ADAPE wurde spezifisch für AdLer entwickelt, um die Technik der adaptiven Inhaltspräsentation umzusetzen und kann im Autorentool mit einer bereitgestellten Benutzungsoberfläche selbst erstellt werden. In diesem Element können mehrere Aufgaben zu einem Thema gebündelt werden. Bei diesen Aufgaben kann auch eingestellt werden, ob sie verpflichtend oder freiwillig sind.

Lehrende haben im Zuge des ADAPE die Möglichkeit auf zwei verschiedene Arten individuelles Lernen anzubieten:

Mehrere Schwierigkeitsgrade

Lehrende können für jede Aufgabe drei verschiedene Schwierigkeitsgrade hinterlegen (leicht, mittelschwer, schwer). Die Lernenden können zwischen diesen Schwierigkeitsgraden bei der selbstständigen Bearbeitung frei wählen. Jeder der Schwierigkeitsgrade kann von Lehrenden als der „zu lösende Schwierigkeitsgrad“ eingestellt werden. Das bedeutet Lernende müssen in jedem Fall diesen Schwierigkeitsgrad erfolgreich abschließen, damit die Aufgabe als gelöst gilt, was die Aufgabe automatisch verpflichtend macht.
Um die Vorteile dieses Elements optimal zu nutzen, ist es empfehlenswert, dass den Lernenden möglichst oft verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Verfügung stehen. Die Reihenfolge der Aufgaben ist immer und für alle Lernenden gleich und wird von den Lehrenden festgelegt. Es gibt also keine Shuffle-Funktion, sodass bei erneutem Öffnen des ADAPE die Aufgaben immer in der gleichen Reihenfolge dargestellt werden. Lösen Lernende einen leichten oder mittelschweren Schwierigkeitsgrad richtig, dann werden sie per Nachricht ermutigt auch den schweren Schwierigkeitsgrad zu bearbeiten, um ihr Wissen auf einem höheren Niveau zu überprüfen. Dennoch bieten die leichteren Aufgaben den Lernenden die Möglichkeit, das eigene Wissen zu testen und erste Erfolge zu erzielen. Darüber hinaus ermöglicht die Auswahl verschiedener Schwierigkeitsgrade es den Lernenden, ihre Fähigkeiten von Anfang an zu demonstrieren. Wenn also der schwierigste Schwierigkeitsgrad zuerst bearbeitet wird, entfällt die Notwendigkeit, die einfacheren Stufen zu durchlaufen.
Siehe: Angaben zu Lernelementen.

Hilfreiche Informationen

Lehrende können für jeden der Schwierigkeitsgrade einen Kommentar mit einer inhaltlichen Information hinterlegen. Diese Information steht im Lernraum normalweise nicht zur Verfügung und wird dem/der Lernenden nur angezeigt, wenn die zugehörige Aufgabe falsch beantwortet wurde. Außerdem kann für jeden dieser Schwierigkeitsgrade ein Verweis auf inhaltliche Informationen hinterlegt werden. Hier gibt es zwei Optionen: Zum einen den internen Verweis auf ein Lernelement, welches bereits in einem Lernraum abgebildet ist und zum anderen den Verweis auf ein externes Lernmaterial, welches zusätzlich zur Verfügung gestellt wird, allerdings bisher nicht in einem Lernraum abgebildet wird. Diese Hinweise sollten möglichst spezifisch sein und genau das Wissen vermitteln oder referenzieren, welches die Lernenden zum Lösen der Aufgabe benötigen. Da die Lernenden nicht mit Informationen überladen werden sollten, kann von Lehrenden entweder ein Kommentar oder ein Verweis dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad der Aufgabe hinterlegt werden. Die Kombination aus beidem ist nicht möglich. Wird weder ein Kommentar noch ein Verweis hinterlegt, wird den Lernenden empfohlen sich an leichteren Schwierigkeitsgraden zu versuchen.
Siehe: Angaben zu Verweisen, Angaben zu Kommentaren.

Die Lernenden können beliebig oft die verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Aufgaben öffnen und immer wieder neu beantworten oder sich beliebig oft die Kommentare/Verweise anschauen. Wenn eine Aufgabe allerdings richtig beantwortet wurde, dann wird dies entsprechend visuell kenntlich gemacht. Ebenso wird es visuell kenntlich gemacht, wenn die Aufgabe falsch beantwortet wurde.

Wird das ADAPE nach der Bearbeitung von Aufgaben geschlossen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder geöffnet, dann wird der Fortschritt gespeichert und die visuellen Markierungen sind auch weiterhin sichtbar, damit die Lernenden den Überblick behalten können.

Didaktischer Mehrwert

Der didaktische Mehrwert des ADAPE kann durch didaktische Annahmen begründet werden:

  • Die Möglichkeit der Abfrage des eigenen Wissensstandes ist für Lernende prinzipiell relevant und motivierend. Außerdem geben die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade eine zusätzliche Chance der Selbstprüfung und Einschätzung, inwieweit ein Sachverhalt bereits verstanden wurde.

  • Lernende, die bereits viel Vorwissen haben oder generell eine hohe Performanz zeigen, können im Zuge der Schwierigkeitsgrade entsprechend ihrer Fähigkeiten gefordert werden. Das motiviert diese.

  • Schwächere Lernende erhalten die Möglichkeit sich in ein Thema mit leichteren Aufgaben einzufinden und werden nicht durch komplexe Aufgaben demotiviert.

  • Passgenaue Verweise der Lehrenden auf den Inhalt, der von Lernenden auf Basis ihrer Antworten noch nicht verstanden wurde, motivieren Lernende sich damit auseinanderzusetzen. Außerdem spart es den Lernenden mühsame Recherche-Zeit und beugt Missverständnissen oder falschen Wissensverknüpfungen vor.

Praktisches Beispiel

Praktisches Beispiel zum Adaptivitätselement (Autorentool)

In folgender Abbildung ist ein praktisches Beispiel für das Adaptivitätselement im Autorentool abgebildet.

Beispiel eines Adaptivitätselements im Autorentool

In folgendem Video ist ein praktisches Beispiel für das Adaptivitätselement im Autorentool zu sehen.

    Last modified: 19 September 2024